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„Zur Menschlichkeit zurückkehren“ - der Präsident der Uni Potsdam zu Terror und Krieg in Israel

Die teilweise sehr heftigen Reaktionen auf die Äußerungen der Universität Potsdam zu den aktuellen Vorgängen in Israel veranlassen mich zu einer Klarstellung.

Wir stehen zu unserer veröffentlichten Stellungnahme. Die Angriffe der Hamas, insbesondere die verabscheuungswürdigen Übergriffe auf die Zivilbevölkerung, verstoßen in massiver Form gegen die Menschenrechte. Derartige menschenverachtende, gewalttätige Handlungen sind unter keinen Umständen akzeptabel, sie müssen geächtet werden, egal von wem sie begangen werden.  Vor diesem Hintergrund gilt allen vom Terror Betroffenen unsere uneingeschränkte Solidarität.

Gerade in schwierigen Zeiten wie diesen sind akademische Partnerschaften wichtig, da sie im Regelfall nicht von der Tagespolitik abhängen. Vielmehr sind Kooperationen in Forschung, Lehre und Transfer langfristig angelegt und geprägt durch universelle Werte wie Frieden, Verständigung, Demokratie und Freiheit der Wissenschaft. Sie können daher oft in politisch verfahrenen Situationen als Brücke dienen.

Wir pflegen seit vielen Jahren Partnerschaften zu Universitäten in der Region, nicht nur in Israel. Vor einigen Jahren hat die Universität Potsdam versucht, mit einer israelischen und einer palästinensischen Universität gemeinsam ein Masterprogramm einzurichten. Schon damals wurde früh klar, dass keine Chancen auf Umsetzung bestehen, Gegenwind gab es sowohl von israelischer wie von palästinensischer Seite. Gleichwohl haben wir unsere Verbindungen fortgeführt und ausgebaut; erst vor kurzem haben mehrere Studierende der palästinensischen Birzeit-Universität ein Gastsemester in Potsdam absolviert.

Diese Kooperationen führten über die letzten zwölf Jahre hinweg zu mehreren Besuchen der Hochschulleitung bei palästinensischen Hochschulen. Bei diesen Besuchen wurden die durch die Besetzung verursachten prekären und teilweise menschenunwürdigen Lebensumstände weiter Teile der palästinensischen Bevölkerung offensichtlich. Offensichtlich ist auch, dass sich diese Probleme nicht durch eine aggressive Siedlungspolitik und Schikanen gegen die Zivilbevölkerung – schlicht: Gewalt jeglicher Art lösen lassen. Ganz im Gegenteil führen solche Maßnahmen, wie wir vor wenigen Tagen gesehen haben, nur zu mehr Gewalt. Eine nachhaltige Lösung ist nur auf politischem und diplomatischem Wege möglich. Nicht zuletzt deshalb gab es von deutscher Seite immer wieder auch den Ruf nach einer Zwei-Staaten-Lösung. Ja, sie ist umstritten, aber wer hat eine bessere friedliche Lösung anzubieten?

Wir appellieren an alle Verantwortlichen, zur Menschlichkeit zurückzukehren anstatt Zivilisten, auch Kinder, zu verschleppen, zu ermorden oder auszuhungern. Wir appellieren an sie, auf der Grundlage der Menschenrechte und der Fairness zu verhandeln anstatt den Krieg auf weitere Regionen auszudehnen. Die Gewaltspirale muss ein Ende haben.

Deswegen wird die Universität Potsdam trotz der schwierigen Umstände ihre Kooperationen mit den Hochschulen in der Region fortführen. Wir werden unsere Studierenden und Lehrenden, die sich hierbei engagieren, nicht nur ideell, sondern auch materiell unterstützen. In der Hoffnung, so vielleicht einen kleinen Teil zu einer nachhaltigen Problemlösung beizutragen.

Kontakt:
Dr. Silke Engel
Tel.: 0331 977-1496
E-Mail: silke.engeluni-potsdamde

Medieninformation 16-10-2023 / Nr. 108