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Bildung ohne Grenzen – ERC Grant für Bildungswissenschaftlerin Nina Kolleck

A woman and a man sit in front of a fountain and talk.
Foto : Thomas Roese
Prof. Dr. Nina Kolleck and Dr. Ronny Patz.

Macht Bildung an Ländergrenzen halt – oder verbindet sie vielmehr Menschen überall auf der Welt miteinander? Und wer beeinflusst globale Bildungsprozesse? Die Potsdamer Bildungs- und Politikwissenschaftlerin Nina Kolleck erforscht den Einfluss von Nichtregierungsorganisationen (NGO) auf Bildungssysteme weltweit und über Ländergrenzen hinweg. Dafür erhält die Professorin für Erziehungs- und Sozialisationstheorie einen Starting Grant des Europäischen Forschungsrats (ERC). Dieser ist mit 1,33 Millionen Euro dotiert und läuft fünf Jahre.

„Überall auf der Welt füllen NGOs Lücken, die entstehen, wenn der Staat sich aus dem Bildungsbereich zurückzieht“, sagt  Nina Kolleck. „Doch welche Rolle sie spielen und wie sie Bildung prägen, wissen wir noch kaum.“ Tatsächlich knüpfen NGOs vielerorts sogar  Netzwerke, um Bildung gemeinsam zu gestalten. Ein Beispiel ist „Teach for all“, in dem sich NGOs aus über 50 Ländern mit dem Ziel zusammengeschlossen haben, um die Bildungssysteme weltweit radikal zu verändern.

Mithilfe des ERC Starting Grants will die Bildungs- und Politikwissenschaftlerin diesen Wandel genauer untersuchen. „In einer Zeit zunehmender Ungleichheit hoffe ich, dass das Projekt dazu beitragen wird, den Einfluss neuer Akteure im Bildungswesen zu beleuchten und Chancengleichheit weltweit zu stärken.“

In ihrem Projekt wird die Wissenschaftlerin den Einfluss transnationaler NGOs auf der Grundlage sozialer Beziehungen und Kommunikationsflüsse bewerten. Um die in der Bildung entstehenden „globalen nichtstaatlichen Räume“ vermessen zu können, hat Nina Kolleck eigens einen neuen methodischen Ansatz entwickelt. Dabei kombiniert sie u.a. quantitative Befragungen mit der Auswertung von Daten aus Social-Media-Plattformen wie Twitter sowie Techniken der Artificial Intelligence zur Interpretation von Textdaten – um so die strukturelle als auch ideelle Ebene in die Analyse zu integrieren. „Ich gehe davon aus, dass wir den Einfluss von NGOs im Bildungsbereich erst dann verstehen können, wenn wir beide Ebenen miteinander verbinden“, so die Forscherin. „Zudem denke ich, dass unsere sehr interdisziplinär angelegte Methodik künftig auch in anderen Politik- und Forschungsbereichen anwendbar sein wird, etwa der Gesundheitspolitik, der globalen Umweltpolitik oder der Menschenrechte.“

Prof. Dr. Nina Kolleck ist Professorin für Erziehungs- und Sozialisationstheorie an der Universität Potsdam. Zuvor war sie von 2014 bis 2019 Professorin für Bildungsforschung, SP Modellierung und Analyse sozialer Systeme an der Freien Universität Berlin und von 2019 bis April 2023 Professorin für Politische Bildung und Bildungssysteme, Institut für Politikwissenschaft an der Universität Leipzig. Außerdem war sie Gastprofessorin an der University of California Berkeley, der University of British Columbia in Vancouver, der Hebrew University of Jerusalem und der Tel Aviv University. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören u.a. Bildungspolitik und -gerechtigkeit, Extremismus, Demokratie- und Klimabildung, Sozialisation und soziale Beziehungen, Entwicklungs- und Jugendforschung, sowie Techniken der sozialen Netzwerkanalyse.

Kontakt:
Prof. Dr. Nina Kolleck, Professorin für Erziehungs- und Sozialisationstheorie
Telefon: 0331 977-2176
E-Mail: nina.kolleckuni-potsdamde
Foto: Prof. Dr. Nina Kolleck und Dr. Ronny Patz. Foto: Thomas Roese

Medieninformation 05-07-2023 / Nr. 075