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Erhaltung statt Aneignung – Eine Führung zum kolonialen Erbe Botanischer Gärten

Sanseveria-Pflanze
Foto : Dr. Michael Burkart
Die Blätter von Sansevieria-Pflanzen enthalten Fasern, die in Ostafrika traditionell genutzt werden – daher auch der deutsche Name Bogenhanf. Statt ihrer wurden in der damaligen Kolonie „Deutsch-Ostafrika“ aber Sisal und Baumwolle in Plantagen angebaut. Einheimische mussten hier Zwangsarbeit leisten.

„Botanische Gärten und Kolonialismus“ ist der Titel eines besonderen Rundgangs, zu dem die Biologin Alexandra Straka und der Kustos des Potsdamer Botanischen Gartens, Dr. Michael Burkart, am 29. März um 17 Uhr in die Gewächshäuser in der Maulbeerallee einladen. Der zur Universität gehörende Garten ist bundesweit der erste, der zu diesem schwierigen Thema umfangreiche Informationen in seiner Ausstellung bietet. Unter der Überschrift „Koloniale Kontinuitäten“ werden auf zwölf Schautafeln zum Teil überraschende Einblicke in die tiefen Spuren gegeben, die der Kolonialismus hinterlassen hat und die bis heute fortwirken.

Wie andere wissenschaftliche Sammlungen auch, besitzen Botanische Gärten im Bestand ihrer lebenden Pflanzen Erbschaften aus der Zeit des Kolonialismus. Diese standen bisher nicht so sehr im öffentlichen Fokus wie Kunstgegenstände oder menschliche Überreste. Es handelt sich bei den Pflanzen aber teilweise um solche, die in der Natur bereits gar nicht mehr existieren.

Pflanzen „exotischer“ Länder waren der erste Antrieb zu den Reisen von Christoph Columbus und seinen Nachfolgern. Im Kolonialzeitalter waren sie von zentraler Bedeutung, die Bezeichnung „Grünes Gold“ ist daher nicht übertrieben. Die damals erzwungenen Abhängigkeiten sind oft bis in die Gegenwart prägend, auch an unvermuteten Stellen wie in der wissenschaftlichen Benennung der Pflanzen oder eben der Existenz Botanischer Gärten. „Die Botanik selbst war von kolonialem Denken durchdrungen und befreit sich erst nach und nach davon“, sagt Dr. Michael Burkart. „Besonders im Hinblick auf die Klima- und Biodiversitätskrise stellen koloniale Kontinuitäten bis heute schwere Hemmnisse dar und müssen endlich durch einen grundlegend anderen, fairen Ansatz ersetzt werden“, ergänzt der Kustos und zitiert aus einem kürzlich vom Verband der Botanischen Gärten verabschiedeten Positionspapier: „Es geht um Erhaltung statt Aneignung, um Kooperation statt Herrschaft und um Wege, auf diesem Planeten gemeinsam und nachhaltig zu leben. Für dieses Miteinander ist noch viel zu tun, und ganz am Anfang muss die verantwortungsbewusste und transparente Aufarbeitung der Kolonialgeschichte stehen.“

Foto: Die Blätter von Sansevieria-Pflanzen enthalten Fasern, die in Ostafrika traditionell genutzt werden – daher auch der deutsche Name Bogenhanf. Statt ihrer wurden in der damaligen Kolonie „Deutsch-Ostafrika“ aber Sisal und Baumwolle in Plantagen angebaut. Einheimische mussten hier Zwangsarbeit leisten. Foto: Dr. Michael Burkart.

Zeit: 29. März 2023, 17 Uhr

Ort: Botanischer Garten der Universität Potsdam, Maulbeerallee 2, 14469 Potsdam

Kontakt: Dr. Michael Burkart; Kustos des Botanischen Gartens der Universität Potsdam

E-Mail: michael.burkartuni-potsdamde

Internet:www.uni-potsdam.de/de/botanischer-garten

 
Medieninformation 22-03-2023 / Nr. 032

 

Veröffentlicht

Online-Redaktion

Dr. Silke Engel