Seit mehr als 100 Jahren ist die Wahrnehmung Karl Mays und seines literarischen Oeuvres höchst unterschiedlich: Mal wurde er als „Verderber der Jugend“, mal als „Erzieher seiner Leser“ gekennzeichnet. Man lobte seine überbordende Fantasie, die abenteuerlich-romantische Inszenierung der Begegnung mit dem Fremden und sein christlich-moralisches Ethos. Gleichzeitig kritisierte man die reißerische Kolportage, die erfundenen Reiseabenteuer, den interreligiösen Dialog und seine Ressentiments. Doch wie stellt sich das heute dar?
Die gegenwärtigen Debatten um Erfordernisse einer substanziellen gesellschaftlichen Dekolonisierung sind vielfältig. So werden nicht nur Produkte der Populärkultur, sondern auch etablierte Formen der Literatur auf koloniale und rassistische Kontaminierungen hin untersucht. Dabei stellt sich die Frage, ob derartige Kulturgüter überhaupt noch erhaltenswert sind, ob sie als Kunstwerke verstanden werden können oder lediglich als Dokumente eines überkommenen Zeitgeists fungieren.
Das Symposium will dieses Spannungsfeld interdisziplinär ausloten, wobei der Frage nachgegangen wird, ob die Befassung mit Karl May ein lohnendes oder gar notwendiges Unterfangen ist. „Die Abgrenzung und Abschottung von dekolonialen Diskursen ist dabei wenig hilfreich – droht doch die Befassung mit Karl May in ein Refugium speziellen Interesses abzurutschen, dem möglicherweise von der falschen Seite Beifall gezollt wird“, so der Kunstpädagoge Prof. Dr. Andreas Brenne, der die Tagung organisiert. Anliegen des Symposiums sei deshalb eine dialogische und interdisziplinäre Auseinandersetzung mit divergenten und vor allem spannungsreichen Perspektiven.
Das Programm: https://www.uni-potsdam.de/de/kunst/index/karl-may-symposium
Zeit: 17. bis 19. März 2023
Ort: Campus Am Neuen Palais, Am Neuen Palais 10, 14469 Potsdam, Haus 8, Auditorium maximum
Kontakt: Prof. Dr. Andreas Brenne, Professor für Kunstpädagogik und Kunstdidaktik
Tel. 0331 977-230144
E-Mail: andreas.brenneuuni-potsdampde
Medieninformation 14-03-2023 / Nr. 029