Im Zentrum der Forschung von „Cosmic Sense“ steht die Methode Cosmic-Ray Neutron Sensing (CRNS). Diese nutzt kosmische Strahlung, die fortlaufend aus dem Weltraum auf unsere Erde trifft und in Wechselwirkung mit der Atmosphäre dort Neutronenstrahlung erzeugt. Abhängig von der Menge an Wasser im Boden oder in den Pflanzen wird diese Neutronenstrahlung unterschiedlich an der Landoberfläche reflektiert und verrät so etwas darüber, wie viel Wasser in der Landschaft gespeichert ist.
Die Vorteile von CRNS gegenüber herkömmlichen Bodenfeuchtemessungen überzeugen: Anstatt eine Vielzahl einzelner Sensoren mühsam zu vergraben, wird nur ein CRNS-Detektor an der Landoberfläche aufgestellt, der zerstörungsfrei einen repräsentativen Messwert der Neutronen für die Fläche innerhalb eines Radius von 150 bis 200 Metern um den Sensor liefert. Diese Flächengröße ist nicht nur relevant für praktische Anwendungen, wie zum Beispiel die Steuerung von Bewässerung in der Landwirtschaft, sondern stellt auch für die Wissenschaft eine wertvolle Grundlage dar, um Punktmessungen der Bodenfeuchte mit großflächigen Daten aus der Fernerkundung oder hydrologischen Modellen zu verknüpfen.
Die Forschungsgruppe hat in den vergangenen drei Jahren daran gearbeitet, die Mess- und Auswertungsverfahren um CRNS zu verbessern und anwendbar zu machen. Neben der Entwicklung und Erprobung neuer, auf spezielle Fragestellungen angepasster Neutronendetektoren ging es auch darum, die Interpretation der gemessenen Signale zu verbessern. Sascha Oswald, Sprecher von „Cosmic Sense“, sagt: „Wir wollten verschiedene Wasserspeicher im Boden und in den Pflanzen besser voneinander unterscheiden und Muster aus mehreren sich überschneidenden CRNS-Messungen ableiten. Dies konnten wir erstmalig für ein ganzes Einzugsgebiet und ein CRNS-Feldlabor in der Nähe von Potsdam umsetzen. Darüber hinaus kamen verschiedene mobile Anwendungen zum Einsatz: Allen voran mit CRNS-Sensoren bestückte Geländewagen, aber auch erste Messungen aus einem Luftschiff.“ Durch den Vergleich zu physikalischen Simulationen der Neutronenintensitäten und die Kombination mit Daten aus satelliten- und drohnengestützten Fernerkundungsverfahren hat das Team erhebliche Fortschritte bei der Erfassung von Bodenfeuchtemustern erzielt.
In der zweiten Phase von „Cosmic Sense“ werden diese Arbeiten weitergeführt. „Neu ist dabei beispielsweise ein stärkerer Schwerpunkt auf Schneemessungen, denen durch die Einbindung neuer Partner an der Universität Innsbruck sowie hochalpiner Messflächen Rechnung getragen wird. Zudem soll durch eine Kombination aus Fernerkundungs- und Modellierungsdaten, geschickt positionierten CRNS-Sonden und mobilen Messungen, etwa mit Gondelfahrten, die Anwendung auf größere Flächen ausgeweitet werden“, fasst Sascha Oswald zusammen.
Kooperationspartner der DFG-Forschungsgruppe 2694 an der Universität Potsdam sind die Universität Augsburg, die Technische Universität (TU) Berlin, die Universitäten Heidelberg und Innsbruck, das Forschungszentrum Jülich, das Helmholtz-Zentrum Potsdam (GFZ), das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ).
Link zur Webseite: https://www.uni-potsdam.de/de/cosmicsense/
Kontakt: Dr. Lisa Angermann, Institut für Umweltwissenschaften und Geographie
Telefon: 0331 977-213864
E-Mail: lisa.angermann.1uuni-potsdampde
Medieninformation 02-05-2022 / Nr. 045