5.000 Jahre alt ist das Genom eines Riesenpandas, das ein internationales Team von Wissenschaftlern, darunter auch Forschende der Universität Potsdam, sequenziert hat. Es handelt sich dabei um das weltweit erste Genom, das aus Fossilien des Pandabären gewonnen werden konnte. Die Forschungsergebnisse wurden jetzt in der Fachzeitschrift „Current Biology“ veröffentlicht.
Der verwendete Pandaknochen wurde in einer Sinkhöhle in der chinesischen Provinz Yunnan gefunden, mehrere Hundert Kilometer entfernt von der nächstgelegenen modernen Pandapopulation. Er stammt aus einer Zeit, in der Pandas wesentlich weiter verbreitet waren als heute. Der Knochen hatte im Laufe der Jahrtausende, in denen er sich in der Senke befand, große Mengen an kontaminierender mikrobieller DNA angesammelt. Um die Panda-DNA besser analysieren zu können, verwendeten die Forscher Chlorbleiche, die gleiche Chemikalie, die auch in Haushaltsreinigern enthalten ist. Mit ihrer Hilfe konnten die verunreinigte DNA selektiv zerstört und die genetische Zusammensetzung des fossilen Pandas aufgedeckt werden. Die Analyse des alten Genoms ergab, dass der 5.000 Jahre alte Panda zu einer zuvor unentdeckten und genetisch unterschiedlichen Population von Pandas gehört. Da Untersuchungen an modernen Pandas nur die Geschichte ihrer direkten Vorfahren offenbaren, war diese ausgestorbene Population bisher unbekannt.
Die Ergebnisse zeigen: Wenn Arten in Teilen ihres Lebensraums aussterben, kann ein irreversibler Verlust von genetisch unterschiedlichen und einzigartigen Gruppen auftreten. Obwohl die Art überlebt hat, ist nur ein Teil der einstigen genetischen Vielfalt erhalten geblieben.
Im Falle des gefundenen Pandas ist jedoch nicht die gesamte genetische Diversität der ausgestorbenen Population verloren gegangen. Die Forscher fanden Belege dafür, dass sich einige Individuen aus der verlorenen Population mit den Vorfahren der heutigen Pandas gekreuzt hatten. Deshalb überleben Teile des ausgestorbenen Genpools noch heute in den verbliebenen Pandas. Das kann dazu beitragen, dass sie auch in der Zukunft in der Lage sind, sich an veränderte Umweltbedingungen anzupassen.
Kontakt: Prof. Dr. Michael Hofreiter , Institut für Biochemie und Biologie
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Foto: Skelettknochen des gefundenen Riesenpandas. Foto: Prof. Ji Xueping
Internet:
https://www.cell.com/current-biology/fulltext/S0960-9822(19)30419-1
https://doi.org/10.1016/j.cub.2019.04.021
Medieninformation 10-05-2019 / Nr. 055
Dr. Barbara Eckardt
Universität Potsdam
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