Regenwolken, Haufenwolken, Schichtwolken und Federwolken – 1803 bestimmte Luke Howard diese Wolkenformen und begründete damit die Meteorologie. Unter dem Titel „Nuages romantiques – Des Lumières à la Modernité“ beschäftigt sich eine Tagung am 28.und 29. Oktober an der Universität Potsdam mit den literarischen Darstellungsformen der Wolke seit Howard. Im Zentrum steht dabei die französische Literatur des 19. Jahrhunderts. Es ist das nunmehr vierte internationale Kolloquium zum Thema Wolken in der französischen Literatur, das an der Universität Potsdam stattfindet. Veranstalter der deutsch-französischen Tagung sind die Romanistin Prof. Dr. Cornelia Klettke und der Romanist Prof. Dr. Pierre Glaudes (Université Paris-Sorbonne). Das Frühneuzeitzentrum der Universität Potsdam und das Centre de recherche sur la littérature française du XIXe siècle de l’ Université Paris-Sorbonne unterstützen die Tagung.
„Wolkenkodierungen in der Literatur der französischen Romantik stehen im Zentrum des Kolloquiums“, erklärt die Initiatorin Cornelia Klettke. „Die Wolke wird in der Literatur zur Projektionsfläche von Wünschen und Ängsten, sie wird durch die Fantasie religiös-metaphysisch, aber auch erotisch aufgeladen, kann sogar zum Dispositiv von Wahnvorstellungen werden.“
Doch das Kolloquium befasst sich nicht allein mit literaturwissenschaftlichen Sichtweisen, sondern schlägt auch eine Brücke zu den Naturwissenschaften. Insbesondere seit der Jahrtausendwende entwickelte sich in ganz verschiedenen Fächern eine wachsende Faszination am Thema „Wolke“. Gründe dafür sind die Konjunktur der Chaostheorie sowie die wachsende Aufmerksamkeit für das globale Klima. Auch Internetphänomene wie das Cloud Computing machen die Wolke zur idealen Metapher für die Idee einer globalisierten Welt. Zudem gewinnt das Thema seit dem zweihundertjährigen Jubiläum der Wolkenklassifikation durch den Meteorologen Luke Howard an Bedeutung: Seine wissenschaftliche Beschreibung der Wolken führte zu einem Paradigmenwechsel, der erstmals von Goethe literarisch beschrieben wurde und sich in der Malerei zunächst in den Wolkenstudien von Constable, aber auch bei Caspar David Friedrich, Johann Christian Clausen Dahl, Carl Gustav Carus niedergeschlagen hat. In der Literatur kommt es um 1800 zu einer verstärkten Präsenz des Phänomens „Wolke“. Diese hat unter anderem mit der Fokussierung der Romantik auf die von Nebeln umhüllte und geheimnisvoll verschleierte Welt des Nordens zu tun, dessen Poesie die Schatten der Toten als Phantasmen in die Wolken einschreibt, wie es Mme de Stael in „De la littérature“ (1800) eindrucksvoll darstellt.
Seit 2007 forscht die Romanistin Cornelia Klettke in einem großangelegten Forschungsprojekt der Universität Potsdam, dem seit 2014 die Universität Sorbonne assoziiert wurde. Das Kolloquium ist bereits die vierte deutsch-französische Tagung dieser erfolgreichen Zusammenarbeit.
Zeit: 28.10.-29.10.2016
Ort: Universität Potsdam, Campus Am Neuen Palais, 14469 Potsdam, Haus 8, Räume 0.60/0.61
Kontakt: Prof. Dr. Cornelia Klettke, Institut für Romanistik
Telefon: 0331 977-4266
E-Mail: klettkeuuni-potsdampde
Internet:http://www.uni-potsdam.de/romanistik/klettke/gastvortraege/ws1617frz.html
Medieninformation 19-10-2016 / Nr. 151
Jana Scholz
Universität Potsdam
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