Erster Feministischer Salon an der Universität Potsdam
Am 30. Januar 2025 fand der erste feministische Salon an der Universität Potsdam statt. Die Idee der Veranstaltung ist es, queer-feministische Themen an der Uni Potsdam sichtbarer zu machen und gleichzeitig einen gemeinsamen Raum zu schaffen, in dem sich Studierende, Kolleg*innen, Aktivist*innen und Interessierte über relevante gesellschaftliche Fragestellungen im Bereich Feminismus in Kontakt kommen, sich austauschen und miteinander vernetzen können.
Der feministische Salon wurde durch das Koordinationsbüro für Chancengleichheit der Universität Potsdam unterstützt und von den Mitarbeitenden der Funktionsstelle für Geschlechtersoziologie – Dr. Hannah Fitsch, Hannah Weber und Lio Dohmen – organisiert. Im Mittelpunkt der Diskussion stand das Thema "Queere Räume und ihre Relevanz in Zeiten des zunehmenden Rechtsrucks". Zu den Gastredner*innen gehörten:
- Esto Mader – Postdoc am Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterforschung an der Humboldt-Universität zu Berlin
- Dorina Feldmann – Beraterin bei der „Opferperspektive Potsdam“
- Margo Damm – Projektreferent*in für Gleichstellung am Koordinationsbüro für Chancengleichheit der Universität Potsdam
Nachdem Lio Dohmen und Hannah Weber alle Gäste herzlich willkommen geheißen hatten, wies Hannah Fitsch in ihrer Einführungsrede auf die Gefahren der aktuellen politischen Gemengelage hin, in der anti-feministische, anti-genderistische wie sexistische Einstellungen weit in der gesamten Gesellschaft verbreitet sind, eng verwoben sind mit einem traditionellen Männlichkeitsbild und konservativen Familienvorstellungen und häufig mit anderen Ressentiments wie etwa Rassismus, Queer- und Transfeindlichkeit einhergehen. Anti-Feminismus muss somit als Brückenideologie verstanden werden, der viele konservative und rechte Positionen miteinander vereint und es eine breit aufgestellte Allianz und Gegenstrategien braucht, um dem gegenwärtigen Rechtsruck was entgegenzusetzen. Eine dieser Gegenstrategien stellte Esto Mader im ersten Vortrag an diesem Abend vor. Esto Mader gab dabei Einblicke in deren Dissertation zum Thema „Handlungsfähigkeit und Kollektivität in queeren Räumen in Berlin“ (2022). Dabei ging Esto Mader auf Praktiken der Selbstermächtigung und Subversion als auch auf Ausschlussmechanismen und Diskriminierung – auch innerhalb queerer Räume selbst – ein. Im Anschluss teilte Dorina Feldmann ihre wertvollen Erfahrungen und Erkenntnisse aus der praktischen Arbeit mit Betroffenen von Diskriminierung, insbesondere mit rassistisch und mehrfach diskriminierten Personen, und stellte eine Zunahme der Beratungsanfragen in den letzten Jahren heraus. Margo Damm berichtete schließlich über die prekäre Situation von queeren Räumen an der Universität Potsdam und betonte die Relevanz von Gleichstellungsarbeit an der Universität.
Im Anschluss an die Redebeiträge folgte eine Podiumsdiskussion zwischen den Referent*innen, die von Dr. Hannah Fitsch geleitet wurde. Durch die unterschiedlichen Perspektiven der Referent*innen entstand ein spannender Austausch, der über die akademische Perspektive hinausging und feministische Themen mit praktischen sowie politischen Herausforderungen verknüpfte. Besonders hervorgehoben wurde die Bedeutung einer intersektionalen Perspektive, die aufzeigt, wie Fragen von Geschlecht, Sexualität, Rasse und Klasse miteinander verknüpft sind und die Realität von queeren Menschen in unterschiedlichen Kontexten beeinflussen.
Nach der Podiumsdiskussion wurde der Raum geöffnet für Fragen und Perspektiven aus dem Publikum. Ein zentrales Anliegen, das während des Abends immer wieder thematisiert wurde, war die Notwendigkeit und das Bedürfnis nach Vernetzung und Solidarität. In Zeiten, in denen feministische und queere Themen oft marginalisiert werden, scheint es wichtiger denn je, Räume zu schaffen, in denen diese Themen nicht nur theoretisch behandelt, sondern auch aktiv diskutiert und vorangetrieben werden. Der feministische Salon bot einen solchen Raum und regte die Teilnehmenden dazu an, sich zu vernetzen, zu unterstützen und gemeinschaftlich an Lösungen zu arbeiten.
Wir möchten uns herzlich bei unseren Gastredner*innen und den über 60 Interessierten bedanken, die an der Veranstaltung teilgenommen haben und auch nach dem offiziellen Teil noch lange geblieben sind. Gemeinsam haben wir einen spannenden und offenen Austausch erlebt, der sowohl auf wissenschaftlicher als auch auf persönlicher Ebene bereichernd war. Der erste feministische Salon war ein voller Erfolg, der uns lange in Erinnerung bleiben wird und in der aktuellen Zeit Kraft spendet. Doch er soll nicht der letzte gewesen sein! Wir freuen uns darauf, auch in Zukunft weiterhin Räume für solche wichtigen Diskussionen zu schaffen und feministische Themen in der akademischen Gemeinschaft stärker zu verankern!
Hannah Fitsch, Hannah Weber & Lio Dohmen