„Es war beruhigend, schon vor meiner Ankunft zu wissen, dass in Deutschland jemand ist, die mir hilft, wenn ich nicht weiter weiß“, erinnert sich Hannah. Und Alexandra hat ihren Job gut gemacht, bestätigt die australische Studentin. „Am Anfang hatte ich keinen Stundenplan und wusste nicht, wie ich einen bekomme. Da hat sich Alex mit mir kurzerhand einen Nachmittag ins Café gesetzt und wir sind gemeinsam das Vorlesungsverzeichnis durchgegangen. Am Ende war der Plan fertig.“ Dabei dürfte es durchaus geholfen haben, dass Alexandra Burke Lehramt Geschichte und Englisch studiert, Hannah Goerges International Studies und Lehramt für die Grundschule. Dass die beiden so gut zueinander passen, ist kein Zufall, sondern Carol Bostfleisch zu verdanken. Die gebürtige Neuseeländerin managt seit rund einem Jahr das Buddy-Programm und sorgt dafür, dass sich stets zwei finden, die ähnliche Studienfächer und Interessen haben. „Eine richtige Puzzelei: Wenn die Bewerbungen eingegangen sind, sitze ich im Büro über einer riesigen Tabelle und versuche, alle Angaben und Wünsche zu berücksichtigen, um passende Paare zu bilden“, sagt sie. Tatsächlich eine Mammutaufgabe, immerhin sind je nach Semester zwischen 200 und 450 Studierende dabei. Im Sommer sind es meist mehr Potsdamer als Internationals, im Wintersemester dreht sich dieses Verhältnis dann um. „Das sorgt im ‚Sommer‘ mitunter dafür, dass Studierende keinen Buddy bekommen, und im ‚Winter‘, dass einige gleich zwei haben.“ Das ganze Jahr über macht Carol Bostfleisch Werbung für das Programm, schickt Listenmails an die Studierenden, verteilt Flyer, hängt Plakate auf oder informiert auf Veranstaltungen wie dem Campus Festival an einem Stand ganz persönlich: „Die Internationals finden den Weg zu uns eigentlich ‚fast von selbst‘. Aber wir brauchen die Potsdamer, die Buddy sein wollen. Ohne die geht es nicht!“
Alex Buhrke hatte sich im Herbst 2022 fürs Buddy-Programm beworben, nachdem sie selbst für ein Semester im Ausland gewesen war. „Es war toll, dort jemanden zu haben, der die Uni und die Gegend kennt“, sagt sie. „Das wollte ich auch für jemanden sein.“ Die Rechnung ging auf und das Miteinander über Starthilfe im Studium oder Unterstützung beim Formulare ausfüllen weit hinaus. „Wir haben viel zusammen gemacht: Ausflüge, Bowling und Sportkurse. Wir haben sogar unsere Freundeskreise kennengelernt“, sagt Hannah. Und sie sind sogar Nachbarinnen geworden: Während des Sommersemesters zog Alex aus Berlin nach Potsdam, hatte im 6, Semester endlich einen Platz in einem Wohnheim des Studentenwerks ergattert. Wie sich herausstellte, lag ihr Zimmer auf derselben Etage wie das von Buddy Hannah. „Für uns ein echter Glücksfall“, finden beide.
Nur eins hat nicht geklappt: Alex hatte gehofft, durch das Programm ihre Englischkenntnisse zu trainieren. Doch Hannah ist, obwohl in Australien geboren, quasi Deutsch-Muttersprachlerin. Ihre Eltern sind erst kurz vor ihrer Geburt nach Australien ausgewandert, noch immer lebt ein Großteil ihrer Familie in Deutschland. Besonders traurig ist Alex über die ausgebliebene Englisch-Praxis nicht. Sie habe durch die Begegnung mit Alex viel mehr bekommen als sie vorher gehofft hatte. So soll es sein, findet Carol Bostfleisch. „Im Kern ist es ein soziales Projekt, das zum einen dem kulturellen Austausch dient, zum anderen die internationalen Gäste unterstützen soll.“ Damit das gelingt, steht die Organisatorin des Programms den Teilnehmenden zur Seite, fragt nach, wie es läuft, wo nötig, hilft sie mit. Wenn alles gut läuft, begnügt sie sich mit der Rolle als Beobachterin „von der Seitenlinie“: „Sie helfen einander, unternehmen was, gehen aus. Manche sehen sich nur in den ersten Wochen, andere werden Freunde. Es ist toll, sie dabei begleiten zu können.“
Inzwischen organisiert Carol Bostfleisch auch regelmäßig Veranstaltungen, bei denen sich alle Buddys treffen können: ein Picknick zum Start des Wintersemesters und eine Weihnachtsparty im Dezember. Beides kommt gut an.
Mitmachen können übrigens alle, die Lust haben, anderen zu helfen und auch von Potsdam aus über den Tellerrand zu schauen. „Wir haben sogar Internationals, die, wenn sie für einen längeren Studienaufenthalt bleiben, als betreuende Buddys teilnehmen. Und viele von den Potsdamer Studierenden machen mehr als einmal mit. “ Alex ist vom Buddy Programm so begeistert, dass sie sich für die kommende Runde wieder angemeldet hat. Hannahs Fazit stößt ins selbe Horn: „Ich hatte in Potsdam das beste Jahr meines Lebens – und Alex hat großen Anteil daran.“ Eine bessere Werbung dürfte es dafür nicht geben.
Und Alex und Hannah? Sehen sich wieder. Und zwar schon bald: Im März 2024 fliegt Alex nach Australien und besucht Hannah für ganze drei Wochen. Genug Zeit, sich von ihrer Freundin mal in deren Heimat zeigen zu lassen. „Wir bleiben Freunde, fürs Leben“, sind sich die beiden sicher.
Mehr übers Buddy-Programm: https://www.uni-potsdam.de/de/international/international-at-home/buddy