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Unterwegs in Namibia – Tag 9: Das Wissen (ver)teilen

Potsdamer Forschende in der afrikanischen Savanne

Heute endet unsere Namibia-Reise mit der abschließenden Presseveranstaltung zum Projekt im Mercure Hotel in Windhoek, an der neben Landwirten auch Mitglieder lokaler NGOs und politische Entscheidungsträger, darunter Vertreter des Landwirtschaftsministeriums, teilnehmen.

Nach einer herzlichen Begrüßung durch Moderator Bertus Kruger richtet Prof. Colin Stanley von der NUST das Wort an das Publikum. Er betont, wie wichtig Fakten und Ergebnisse sind, um die Menschen davon zu überzeugen, sich für eine nachhaltige Zukunft Namibias einzusetzen. Er lobt das NamTip-Projekt für seinen transdisziplinären Ansatz, den hohen Grad an Wissensgenerierung und Kapazitätsaufbau sowie die starke Einbindung der lokalen Gemeinschaften, die nicht nur Gegenstand der Forschung, sondern aktive Partner sind. „Jetzt gehört das Wissen uns allen“, sagt er.

Anschließend skizziert Prof. Anja Linstädter noch einmal die Kernziele des Projekts und erläutert die verschiedenen Forschungsansätze – retrospektiv, vergleichend und prospektiv. Als Nächste präsentiert Dr. Clara Nesongano (UNAM) ober- und unterirdische Indikatoren für die sogenannten Dryland Tipping Points (DTPs) in Namibia. Sie untersucht die Vergangenheit, indem sie Standorte mit unterschiedlicher Geschichte der Buschausdünnung vergleicht, und gibt einen Ausblick auf die Zukunft anhand des TipEx-Experiments, dessen Rolle bei der Vorhersage von Weidelandreaktionen sie skizziert. Anschließend erklärt Dr. Mark Bilton, wie man zwischen gesundem und degradiertem Weideland unterscheidet. Er konzentriert sich dabei auf mehrjährige Gräser, insbesondere auf die starken Veränderungen in der Artenzusammensetzung, die bei fortschreitender Degradation auftreten und ein Hinweis auf ein Tipping-Point-Verhalten sind. Er erläutert auch die Bedeutung der Buschausdünnung und betont, wie wichtig sie für die Gesundheit von Weideland ist. Seine Botschaft ist klar: Für eine erfolgreiche Wiederherstellung von Weideland braucht es Zeit. Er erklärt, dass eine zweijährige Brachlegung des Landes die Biomasse um 300 Prozent steigern könnte und, in Kombination mit Buschausdünnung, die Produktivität innerhalb von fünf Jahren sogar um bis zu 500 Prozent.

Vor der Pause präsentiert Dr. Meed Mbidzo (NUST) die sozioökonomischen und politischen Treiber für Kipppunkte der Wüstenbildung sowohl auf frei bebaubaren als auch auf kommunalen Flächen in Namibia. Sie zeigt Vergleichsgrafiken, aus denen hervorgeht, dass Weideland in frei bebaubaren Gebieten tendenziell in besserem Zustand ist – was sich an höherer Produktivität und geringerem Krautanteil zeigt. Sie führt dies auf historische externe Faktoren zurück und weist darauf hin, dass während der Kolonialisierung viele kommunale Bauern auf weniger produktive Flächen mit schlechter Wasserversorgung umgesiedelt wurden, was eine nachhaltige Landbewirtschaftung extrem erschwert.

Nach einer kurzen Kaffeepause gibt Dr. Stefan Liehr (ISOE) einen Überblick über die Projektergebnisse und die von den NamTip-Wissenschaftlern erstellten Factsheets, mit denen sie ihre Ergebnisse der Öffentlichkeit vermitteln wollen. Diese Dokumente enthalten konkrete Vorschläge zur Bekämpfung der Degradation von Weideland und dienen als Brücke zwischen Forschung und Praxis.

Die Veranstaltung endet mit einer lebhaften und engagierten Diskussion darüber, wie die durch das NamTip-Projekt geschaffene Dynamik genutzt werden kann, um konkrete Ergebnisse zu erzielen. Möglich wäre dies beispielsweise durch die Unterstützung lokaler Bauerngemeinschaften bei der gemeinsamen Entwicklung von Plänen für eine verbesserte Weidebewirtschaftung durch den Bau zusätzlicher Zäune und die Einbindung der Regierung. Prof. Dr. Anja Linstädter greift dieses Thema auf und erläutert Pläne für die Fortsetzung der Arbeit in der Zukunft. Ihre Botschaft ist klar und hoffnungsvoll: „Wir wollen hier nicht aufhören.“

Ein gemeinsames Mittagessen bietet anschließend eine willkommene Gelegenheit, über die äußerst erfolgreichen letzten zwei Wochen nachzudenken. Das NamTip-Projekt hat nicht nur bedeutende wissenschaftliche Ergebnisse hervorgebracht, sondern auch eine Vielzahl von Menschen einbezogen und mit einbezogen. In zahlreichen Gesprächen – mit Studierenden, Landwirten und politischen Entscheidungsträgern – wurde immer wieder eines deutlich: die gemeinsame Bereitschaft, voneinander zu lernen und gemeinsam an einer nachhaltigen Zukunft für Namibia zu arbeiten.

 

Link zur NamTip-Website: https://www.uni-potsdam.de/en/namtip