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Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes

Während ich mir einen Auslandsaufenthalt in meiner Schulzeit nie vorstellen konnte, konnte ich den Gedanken in meinem Studium nicht abschütteln. Also fing ich an, mich zu mit dem Thema näher auseinanderzusetzen. Der Auslandsabend vom HPI bietet einen großartigen Einstieg in das Thema. Studium oder Praktikum im Ausland? Studentisches Leben oder Berufserfahrung? Erasmus oder weiter weg? Anhand Fragen wie dieser konnte ich schnell die vorhandenen Möglichkeiten auf ein überschaubares Maß filtern. Für mich war klar: Studium mit studentischem Leben (gerade nach der Covid19-Pandemie) in einem Land mit persönlichen Anknüpfungspunkten. Wichtige Wegweiser danach waren die Informationen vom HPI und Informationen der UP. Bei meinem Gastland war ich mir irgendwann so sicher, dass ich schon ein Jahr vor meinem Erasmus angefangen habe Portugiesisch zu lernen. Danach 1. Bewerbung am HPI, 2. formale Bewerbung an der UP, und 3. formale Bewerbung an der UC. Durch fast alles an der UC führt einen das InforEstudante System. Zusätzlich hilfreiche Informationen sind u.a. die Termine rund um das Studium sowie das öffentliche Register aller Lehrveranstaltungen. Tipp: Nicht von den Formalien verunsichern lassen. Ich habe mit sehr netten Personen geschrieben, aber auch von zentralen Personen keine Antwort bekommen. Letztendlich klappt es schon irgendwie (und man macht sein Erasmus halt ohne Anrechenbarkeits-Zusage auf dem LA).


Studienfach: Cybersecurity

Aufenthaltsdauer: 09/2022 - 06/2023

Gastuniversität: Universidade de Coimbra

Gastland: Portugal

Studium an der Gastuniversität

InforEstudante führt dich durch dein Studium. Von Stundenplan mit Ortsangabe, über Abgaben, bis hin zu den Klausuren. Alles in allem waren die Anforderungen ähnlich, in bestimmten Bereichen jedoch schwieriger. Der Sprachkurs fiel mir schwer (siehe Abschnitt 4) aber auch die letzten Wochen der Vorlesungszeit. In dieser Zeit überschneiden sich die Assignments aus jedem Modul. Assignments sind dabei 8 bis 20-seitige Ausarbeitungen, die bei meinen Modulen recht anspruchsvoll waren. Dies lag bestimmt auch daran, dass ich hohe Anforderungen an meine eigenen Abgaben gestellt hatte, führte aber auch dazu, dass ich nicht mehr als 3 Module (18 ECTS) je Semester geschafft habe. Die Auswahl an Cybersecurity-spezifischen Modulen war nicht riesig, aber für 2 Semester ausreichend und spannend. Meine Leistungsbewertung war nicht sonderlich großzügig, aber mit der Notenumrechnungstabelle der UP doch recht fair. Das Klima rund ums Studium ist sehr gut. Die Mensa hat stabiles Essen mit Vor- und Nachspeise und die Uni-Cafés versorgen einen mit preiswerten Torradas und Cafés (= Espressi). Rund um den Praça da República kann man an vielen Orten und Cafés tags und nachts lernen. Der Hauptansprechpartner vor Ort ist (Department-spezifisch) Jorge Ávila, bei welchem man lieber persönlich vorbei läuft als Mails zu schreiben.

Kontakt zu einheimischen und internationalen Studierenden

Kontakte knüpfen kann man in Portugal sehr gut! Vor allem aber mit Erasmus-Studis. Das ESN Coimbra ist sehr stark und gut organisiert. Fast jeden Tag gibt es ein (abwechslungsreiches) Event, bei dem man unkompliziert tolle Leute kennenlernen kann! Durch die Erasmus-Situation mit unterschiedlichsten Herkunftsländern und Geschichten muss man sich auch keinesfalls vor fehlenden (Eisbrecher-)Themen fürchten. Der Kontakt zu einheimischen Studierenden ist schwieriger, wobei ich mich auch nicht sehr darum bemüht habe. Der leichteste Kontakt zu einheimischen Studierenden ist zu den großartigen Organisatoren des ESN. Das Buddy-Programm ist überlastet, sodass nur vereinzelte Erasmus-Studis ein Buddy zugewiesen bekommen. Möglich ist ein Ausbrechen aus der Erasmus-Blase (wenn man das denn möchte) über eigene Interessen wie i.e. dem Theater-Spielen. Auch wenn dabei ein gutes Portugiesisch-Niveau hilfreich ist, sprechen die einheimischen Studis alle gutes Englisch.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Vor der Idee Erasmus konnte ich keine 2. Fremdsprache sprechen (abgesehen von etwas Duolingo). Ein Jahr vor meinem Erasmus habe ich dann „UNIcert I/1 Portugiesisch“ und später UNIcert I/2 der UP belegt (ein großer Unterschied zu Duolingo). Mir persönlich ist das Sprachenlernen nicht leicht gefallen. So war der Kurs einerseits eine Konfrontation mit einer eigenen Schwäche, aber andererseits hat der Kurs auch eine sehr gute Lernumgebung dafür gegeben: Eine klasse Lehrerin und mehr und mehr zusammenschweißende Kommilitonen. Das, was ich hier gelernt habe, ist immer noch mein aktueller Wissensstand (bloß gefestigt). Der Portugiesisch II Kurs in Portugal hat nämlich unglaublich viel Grammatik gemacht und das Vokabular vorausgesetzt. Das war für die vielen SpanierInnen und ItalienerInnen kein Problem. Da meine größte Hürde allerdings das Vokabular ist, hat mir die zusätzliche Grammatik nichts gebracht (und wurde dementsprechend schnell wieder vergessen). Dennoch zählte ich mit meinem Portugiesisch-Niveau zu einem der besten. Die meisten Erasmus-Studis konnten kein Portugiesisch bei Ankunft in Portugal – Englisch war die allgemeine Erasmus-Kommunikationssprache. Insgesamt hat sich das Portugiesischlernen dennoch gelohnt. Es war verbunden mit vielen Erfolgsmomenten: das Verständigen-Können im Café oder Restaurant, den Kontext von Graffitis oder Gesprächen erahnen oder in Spanien klarkommen aufgrund der sprachlichen Ähnlichkeit.

Wohn- und Lebenssituation

Ein Monat vorher habe ich meine Wohnung über UniPlaces gefunden – ein guter Schnapper trotz horrender Service-Gebühren von UniPlaces und keinen Besichtigungsmöglichkeiten. Für 200€/Monat hatte ich ein gutes Zimmer in einem fast baufälligen Haus mit privatem Balkon und großartiger Aussicht. Man kann sich auch direkt beim Vermieter bewerben, es geht aber immer über den Vermieter und nicht direkt über die Mitbewohner, sodass die Mitbewohner stets zufällig sind. Am preiswertesten sind die Studierendenwohnheime, die sind allerdings so überlastet, dass man nur auf einer suspekten Website sich registrieren kann, um dann keine Rückmeldung zu bekommen. 300€/Monat war gefühlt der Standard. Bei 400€/Monat bekommt man eine sehr schöne Wohnung mit perfekter Lage, in der sich dann alle immer entspannt treffen. Für die Busse gibt es ein Studi-Ticket. Die Busse selbst sind allerdings eher unzuverlässig, genauso wie die dazugehörige App Moovit. Wenn man nicht auf dem Gipfel einer der Hügel wohnt, eignet sich aber auch gut das Fahrrad zum Pendeln zwischen dem Wohnort (rund um den Praça da República) zur Uni (Campus 2). Man kann seinen Wohnort vor Ort anmelden, wobei mir keine Vorteile bekannt sind. Der Vorteil der Krankenversicherung fällt nämlich weg. Selbst wenn man seinen Wohnort angemeldet hat, dauert das Warten für die Anmeldung bei der Krankenversicherung (kostenlos) länger als der Erasmus-Aufenthalt selbst (Überlastung). Freizeitangebote gibt es viele! Diverse, fast tägliche Aktivitäten über das ESN, täglicher Besuch bei What’s up Doc, wöchentlicher Besuch der Jam Session in der Liquidâmbar mittwochs) oder in dem Atelier A Fábrica (dienstags), wöchentliches Surfen oder monatliche Wochenendsausflüge in den Rest des Landes. Zum Wandern ist Portugal sehr gut geeignet. Für Ausflüge lohnen sich oft Mietwägen ab 15€/Tag (Guerin, Debitkarten führen zu Diskussionen, klappen aber, wenn „Card Type“ = „Credit“). Zum Surfen ist Portugal natürlich auch grandios. Auch wenn ich zu Beginn nicht surfen konnte und die erste Surfstunde sicher sinnvoll war, hätte ich mir lieber einen Neoprenanzug und Surfboard (gebraucht) gekauft, anstatt es jedes Mal zu mieten. Aber Achtung! Es regnet! Den ganzen Winter! Von Dezember bis März/April! Daher ist ggf. das Sommersemester zu bevorzugen, auch wenn man dann nicht mehr leicht von einem Semester auf ein Jahr verlängern kann. Das zweite Semester hat sich schon stark vom ersten Unterschieden. Weniger Klassenfahrt, mehr Zuhause - nur das Gefühl, dass es bald vorbei ist, blieb.

Studienfach: Cybersecurity

Aufenthaltsdauer: 09/2022 - 06/2023

Gastuniversität: Universidade de Coimbra

Gastland: Portugal


Rückblick

Das „Grüne Reisen“ ist schon eine gute Sache, könnte aber auch noch stärker unterstützt werden. Den tatsächlichen Kostenunterschied spiegelt es nicht wieder. Umsetzbar ist es aber auf jeden Fall. Über Weihnachten bin ich zurück nach Deutschland gekommen, weshalb ich vier Reisemöglichkeiten ausprobieren konnte. 1. Zug: Mit 9 Zügen, 29 Stunden Fahrzeit, und 250€ ist man damit in Portugal. Enttäuscht hat mich dabei, dass das Interrail- Ticket - anders als in Deutschland - in Frankreich, Spanien, und Portugal mehr ein Rabatt-Ticket ist als eine Fahrkarte. Dies liegt an den für den Fernverkehr verpflichtenden Sitzreservierungen, die den Preis nochmal um einiges heben. Auch enttäuschend, dass auf dem Weg keine Züge in der Nacht fahren. Dennoch, Hoffnung auf Besserung besteht. 2. Flug: Billig (35€+5€), unkompliziert (4h), nicht umweltfreundlich, 3. Bus: Mit 4 Bussen, 45 Stunden, und 160€. Nicht zu empfehlen wenn Gesäßschmerzen durchs Sitzen zu erwarten sind. 4. Fahrrad: 4 Wochen. Muss man schon wollen, dann aber spannende Erfahrung. Alles in allem, kann ich die An-/Abreise mit dem Zug und Fahrrad empfehlen. Durch die längere Fahrdauer habe ich liebe Menschen und schöne Orte kennengelernt, die die Fahrdauer wettgemacht haben.

Portugal

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