Vorbereitung des Auslandsaufenthaltes
Ich hatte schon immer geplant, irgendwann in London zu wohnen oder zu studieren. Als das Erasmus+ Programm noch ein letztes Mal einen Studienaufenthalt in London finanzierte, sah ich meine Chance und bewarb mich für das Wintersemester 2022. Nachdem klar war, dass meine Bewerbung auf einen Erasmus+-Platz erfolgreich war, habe ich mich natürlich sehr gefreut. Trotz der Freude war ich dann doch etwas gestresst und machte mir Sorgen wegen des organisatorischen Aufwands, der mir bevorstand. Am Ende war diese Angst jedoch unbegründet. Alles ging viel einfacher als gedacht. Nachdem ich die Anmeldeerklärung ausgefüllt und an meine Gastuniversität gesendet hatte, musste ich etwas warten, bis ich circa einen Monat später eine Nachricht des Austauschkoordinators des Birkbeck Colleges erhielt. Darin wurden mir alle Informationen zu den einzureichenden Bewerbungsunterlagen gesendet. Neben einer Application Form und dem Transcript of Records musste ich noch einen Lebenslauf und ein Motivationsschreiben einreichen. Einen Monat später wusste ich dann, dass ich am Birkbeck College angenommen worden war. Zusätzlich bekam ich direkt Informationen zur Universität und zum Visum. Da ich mich nur auf ein Trimester von September bis Dezember beworben hatte und mein Aufenthalt in England daher deutlich unter 6 Monaten lag, musste ich mich nicht um ein Visum kümmern, sondern nutzte dadurch bei der Einreise direkt das Standard Visitor Visa.
Studium an der Gastuniversität
Auch die Modulwahl war ganz einfach. Aus einer Liste wählte ich meine Wunschmodule aus und wurde später von der Universität in die Kurse direkt eingetragen. Die Anzahl der Lehrveranstaltungen und die ECTS dafür sind ganz anders als hier an der Universität. Es gab keine ECTS, sondern ‚Birkbeck credits‘. Damit erhielt man pro Modul/ Lehrveranstaltung 15 oder 30 Birkbeck credits, welche 7,5 und 15 ECTS entsprechen. Da ich nur ein Trimester in London verbrachte, benötigte ich mindestens 20 ECTS, weshalb ich zwei Lehrveranstaltungen belegte. Auch das System der Lehrveranstaltungen ist ganz anders. Alle Kurse finden abends zwischen 18 Uhr und 21 Uhr statt. Im ersten Moment war das ungewöhnlich für mich, aber ich gewöhnte mich schnell daran und fand es am Ende auch ganz praktisch, mehr freie Zeit über den Tag zu haben. Die Kurse gefielen mir sehr gut und es gab immer einen guten Austausch zwischen Professoren und Studierenden. Da ich in meinem Nebenfach Anglistik studiere und da bereits Lehrveranstaltungen in Englisch belegt hatte, fiel es mir leicht, den Kursen zu folgen. Für beide Lehrveranstaltungen, die ich belegte, hatte ich jeweils zwei schriftliche Abgaben. Dazu konnte ich immer die Bibliothek nutzen, die von früh bis spät in die Nacht geöffnet hatte. Die Professoren und generell alle Angestellten an der Universität waren immer hilfsbereit.
Kontakte zu einheimischen und internationalen Studierenden
Meine Mitstudierenden waren auch sehr nett und offen, aber leider ergaben sich daraus nicht viel mehr Aktivitäten außerhalb der Lehrveranstaltungen. Durch das „Abenduni-Prinzip“ war der Altersdurchschnitt relativ hoch und viele Mitstudierende arbeiteten parallel zu ihrem Studium, was das Kennenlernen zusätzlich erschwerte. Trotzdessen hatte ich das Glück, mich mit ein paar der anderen Erasmus-Studierenden anzufreunden. Dadurch, dass wir alle nur zwei Lehrveranstaltungen belegten und das Arbeitspensum meistens in wenigen Stunden machbar war, hatten wir viel Zeit, London und die Umgebung zu erkunden. Neben London haben wir deshalb auch andere Städte in England besuchen können.
Wohn- und Lebenssituation
London ist allerdings eine sehr teure Stadt. Die Mietpreise sind enorm hoch, was meine Unterkunftssuche anfangs ziemlich schwierig gestaltete. Dazu kommt, dass Unterkünfte in London sehr gefragt sind. Da ich bis zu meinem Flug nach London noch keine Unterkunft in Aussicht hatte, verbrachte ich die erste Woche in einem Hostel und suchte von dort aus vor Ort. Diese Zeit war sehr stressig für mich. Schließlich habe ich dann ein Zimmer zur Untermiete in einem kleinen Vorort im Südwesten von London über die Website Spareroom gefunden. Dort habe ich mich dann auch sehr wohl gefühlt. Von dort aus brauchte ich etwa eine Stunde mit Zug und Tube bis zur Universität, welche sehr zentral gelegen ist. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind auch nicht gerade billig, vor allem, wenn man etwas weiter außerhalb wohnt. Es gibt aber eine Oysterkarte für Studierende, welche die Kosten wenigstens ein bisschen reduziert. Auch die Verpflegung ist teuer. Dafür kann man bei manchen Freizeitangeboten sparen. Fast alle Museen haben freien Eintritt und auch sonst gibt es oft Studierendenrabatt.
Studienfach: Kulturwissenschaft
Aufenthaltsdauer: 09/2022 - 12/2022
Gastuniversität: Birkbeck College – University of London
Gastland: Großbritannien
Rückblick
Am Ende meiner Zeit war ich traurig, schon wieder nach Hause zu müssen und bereute es, nicht wie meine anderen Erasmus-Freunde ein ganzes Semester in London verbracht zu haben. Trotzdem habe ich in diesen drei Monaten viel sehen, lernen und erleben können. Mit den Lehrveranstaltungen am Birkbeck College hatte ich die Möglichkeit, auch einmal in andere Fachgebiete reinzuschnuppern, was sehr inspirierend war. An meinen Sprachkenntnissen hat sich vermutlich nicht allzu viel verändert, außer dass meine Aussprache ein kleines bisschen britischer geworden ist. Auch wenn die Wohnungssuche sehr stressig war, war der ganze Rest schön und es hat sich am Ende gelohnt. London ist eine empfehlenswerte internationale Stadt mit vielen Sehenswürdigkeiten und wunderschönen Parks, in denen man sich auch mal ausruhen kann.