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Erasmus+ Erfahrungsbericht - Institut Catholique de Paris (ICP)


Studienfach: M.A. National and International Administration and Policy

Aufenthaltsdauer: 09/2017 - 02/2018

Gastuniversität: Institut Catholique de Paris

Gastland: Frankreich

Vorbereitung des Auslandsaufenthalts

Ich habe von anderen Studierenden, die bereits ein Auslandssemester über das Erasmus+-Programm gemacht haben, Informationen erhalten, habe mich auf der Seite des International Office meiner Universität erkundigt und bin zu den Veranstaltungen des Erasmus-Programms meiner Universität gegangen. Die ersten Informationen über das ICP habe ich von französischen Freund_innen erhalten, die mir die Kontakte von mehreren Studierenden des ICP gegeben haben. Diese habe ich dann über Facebook kontaktiert; einer von ihnen hat in dem Master-Programm des ICP studiert, das mich ganz besonders interessiert hat, der M2 „Solidarités et Action Internationales“. Er hat mir gute Auskunft über das Programm gegeben, die mich dazu bewogen hat, mich für ein Erasmussemester am ICP auf genau dieses Masterprogramm zu bewerben. Durch diese frühe Entscheidung konnte ich schon frühzeitig Kontakt mit der Gastuniversität aufnehmen, nämlich gegen März 2017. Ich habe über die Internetseite der Hochschule den Kontakt der Erasmus-Beauftragten des ICP, Maddalena Cremonesi, erhalten und mich mit ihr über die anstehenden Schritte ausgetauscht. Ich musste bei meiner Gastuni folgende Unterlagen im Rahmen des Bewerbungsprozesses einreichen:

  • Motivationsschreiben auf Französisch
  • Leistungsübersicht absolvierter Studienleistungen an der deutschen Universität
  • Passbild
  • Nachweis des Französischniveaus (mind. B2-Niveau)
  • Kopie des Reisepasses/Personalausweises
  • Kopie der europäischen Krankenversicherungskarte
  • Learning Agreement Before Mobility (mit Unterschrift und Stempel meiner deutschen Uni)

Studium an der Gastuniversität

Ich war das französische Studiensystem zum Glück schon aus meinem Bachelor in Frankreich an der Sciences Po Paris gewöhnt, doch hat das ICP einige Besonderheiten. Es ist eine private katholische Universität, was man schon zu spüren bekommt. Der religiöse Charakter war in meinem Masterprogramm aber eher weniger ausgeprägt. Da mein Masterprogramm ein sehr NGO-Praxisorientiertes Programm ist, habe ich nicht viel Frontalunterricht gehabt, sondern extrem viele Gruppenarbeiten. Wir haben Hausarbeiten zusammengeschrieben, Klausuren teilweise in Gruppen gelöst, Rollenspiele gespielt und Referate hauptsächlich in Gruppen gehalten. Das war sehr dynamisch. Da mein Masterprogramm mit sehr vielen Kursen vollgeladen war, habe ich nur 1-2 ECTS pro Kurs bekommen und musste somit an die 25 Kurse belegen, um auf die geforderten 30 ECTS-Punkte zu kommen. Das war mit extrem viel Arbeit verbunden, da es in jedem dieser Kurse mindestens 1-2 Prüfungsleistungen gab. Das Semester war gar nicht gut ausbalanciert: Jede Woche hatten wir quasi einen anderen Stundenplan, da es für die Verwaltung sehr schwierig war, so viele Kurse in einem Semester unterzubringen. Am Anfang hatten wir eher weniger volle Uni-Tage, dafür dann aber in der zweiten Hälfte des Semesters gar keine Luft mehr, meistens von 9 Uhr bis 17 Uhr durchgängig Uni, oftmals auch am Samstag. Das war sehr anstrengend und auslaugend. Dies lag mitunter daran, dass ein Großteil des Lehrpersonals in meinem Programm nicht akademisch war, sondern aus der Praxis kam und den Unterricht somit um die Arbeitstage herum legen musste. Ich habe es allerdings auch sehr geschätzt, von NGO-Leuten aus der Praxis unterrichtet zu werden. Somit war das Studium zwar deutlich weniger akademisch und forschungsorientiert, hat aber gut auf den Beruf vorbereitet. Über die Leistungsbewertung kann ich noch nichts sagen, da ich noch keinerlei Noten erhalten habe. Ich weiß aber, dass die Notenvergabe im französischen System tendenziell sehr viel strenger ausfällt als im Deutschen, da die besten Noten meist erst bei 15-16/20 Punkten anfangen und nichts darüber hinaus vergeben wird. Das Studienklima in meinem Masterprogramm fand ich sehr angenehm. Es waren nur 20 Personen in den Kursen, was das Lernen und Zusammenarbeiten in Gruppen deutlich erleichtert hat. Durch die vielen Gruppenarbeiten haben wir Studierenden engen Kontakt untereinander gehabt. Glücklicherweise wurde ich auch nie wirklich als Erasmusstudentin wahrgenommen, da ich bei allem so mitgemacht habe, wie es die französischen Studierenden auch getan haben. Wir hatten ein paar außercurriculare gemeinsame Veranstaltungen (wie z.B. eine virtuelle Fluchtsimulation mit einem Start-Up und zwei Zwischen- und End-Bilanz-Büffets, zu denen alle selbst gemachtes Essen mitgebracht haben). Die Betreuung durch das ICP habe ich als sehr positiv wahrgenommen. Das Erasmus-Büro des ICP war immer verfügbar und sehr hilfsbereit. Sie haben mehrmals Erasmus-Brunchs organisiert, um sich mit uns über unsere Situation und evtl. Probleme auszutauschen. Ich habe mich dort sehr gut betreut gefühlt. Auch von den Dozent_innen habe ich mich gut betreut gefühlt. Die Masterdirektorin meines Programms hat mich wie eine normale Studentin behandelt und mir den gleichen Service angeboten wie allen anderen Studierenden auch. So kam ich sogar in den Genuss, zwei Einzelgespräche mit ihr haben zu dürfen, die zur akademischen sowie beruflichen Orientierung gedient haben. Die technische Ausstattung der Universität kann ich nicht besonders loben. Einzelne Unterrichtsräume waren mit modernen Utensilien ausgestattet, andere wiederum sehr dürftig. Es gab keine Computerpools, sondern nur ein paar wenige Computer in der Bibliothek zur freien Verfügung Die Bibliothek hat nicht besonders lange geöffnet, vor allem nicht am Wochenende. Samstags hat sie beispielsweise nur von 9 bis 12 Uhr geöffnet, weshalb ich dann in andere öffentliche Bibliotheken in Paris gegangen bin.

Kontakte zu  einheimischen und ausländischen Studierenden

Ich hatte kein Problem damit, andere Studierende kennenzulernen. Durch die Welcome-Tage des Erasmusbüros habe ich noch vor Studiumsbeginn die anderen ausländischen Studierenden kennengelernt. Hauptsächlich hatte ich allerdings mit französischen Studierenden aus meinem Masterprogramm und außerhalb zu tun. Sie waren sehr offen, haben mich wie selbstverständlich in die Gruppenarbeiten integriert und in ihre Freundeskreise eingeführt.

Sprachkompetenz vor und nach dem Auslandsaufenthalt

Durch mein Bachelorstudium in Frankreich hatte ich schon vor dem Erasmussemester ein sehr gutes Sprachniveau (in etwa C1-C2) in Französisch. Mein Vokabular war hingegen etwas eingerostet und meine Grammatikkenntnisse hatten sich deutlich verschlechtert. Das Erasmussemester hat mir geholfen, meinen Wortschatz auszubauen, auf Französische debattieren zu lernen (durch die Rollenspiele), noch flüssiger zu werden und meine Sprachkenntnisse im Allgemeinen wiederaufzufrischen. Ich sehe mich jetzt in der Lage, im französischen Kontext zu arbeiten.

Wohn- und Lebenssituation

Durch meine Kontakte, die ich noch aus dem Bachelor in Frankreich hatte, konnte ich mir leicht eine Wohngemeinschaft unter Studierenden organisieren. Ich habe mich Anfang des Sommers an sie gewandt und hatte Glück, da eine Freundin von mir genau in der Periode meines Erasmussemesters ins Ausland gegangen ist und ich ihr Zimmer übernehmen konnte. Ich habe 450,- Miete für ein ca. 10 m² großes WG-Zimmer unweit vom Pariser Stadtzentrum bezahlt. Das ist sehr günstig für Pariser Verhältnisse, was mitunter daran lag, dass der Vermieter der Vater eines Freundes von mir ist, der mit in der Wohngemeinschaft gelebt hat. Da ich nur sechs Monate in Paris war, konnte ich kein 1-Jahres-Abo bei der Metro in Anspruch nehmen. Somit habe ich mir ein Vélib-Abo für 1 Jahr gekauft, das für Studierende nur 30,- kostet und alles mit den öffentlichen Fahrrädern versucht zu unternehmen. Als der Vélib-Service im Dezember dann umgestellt wurde und den Vertreiber gewechselt hat, musste ich zwei Monate lang die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen. Dies war sehr teuer, da ich einzelne Metro-Tickets kaufen musste, wovon eins alleine schon 1,90,- kostet. Am Tag habe ich so bis schon 6 bis 8 Euro ausgegeben. Ich habe im Nachhinein erfahren, dass ich mir anscheinend doch das 1-Jahres-Abo für die öffentlichen Verkehrsmittel hätte holen können und es nach sechs Monaten wieder hätte kündigen können, gegen Erstattung der ausstehenden Monate. Dies wusste ich aber leider am Angang meines Erasmussemesters nicht. So hätte ich einiges an Geld sparen können. Ich habe kein französisches Konto eröffnet und versucht, alles mit meiner deutschen DKB-Kreditkarte zu bezahlen. In manchen Bereichen kommt man aber kaum darum herum, ein französisches Konto zu haben. Dies ist z. B. der Fall, wenn man Wohngeld über die CAF (Caisse des Allocations Familiales) beantragen möchte, einen Mobilfunkvertrag abschließen will, oder sich ein Abo für Verkehrsmittel holen möchte. Ich musste in solchen Situationen dann immer französische Freund_innen um Hilfe bitten. Mit französischem Konto ist der Alltag in Paris durchaus unkomplizierter. Dadurch, dass ich die europäische Krankenversicherungskarte dabe ihatte, habe ich keine extra Krankenversicherung in Frankreich abgeschlossen. So musste ich bei jedem Arztbesuch die ca. 50,- Honorar vorstrecken und mir anschließend bei meiner deutschen Krankenkasse zurückerstatten lassen. Wenn ich sehr krank geworden wäre und eine intensivere Arztbehandlung gebraucht hätte, hätten sich mir ohne französische Zusatz-Krankenversicherung womöglich Nachteile ergeben; so auch bei Spezialbehandlungen wie beim Zahnarzt etc. Lebenshaltungskosten sind in Paris sehr hoch, ob es Lebensmittel, Kosmetika oder Ähnliches betrifft. Wenn ich in Deutschland mit ca. 200 Euro pro Monat für Essen etc. auskomme, muss ich in Paris mindestens 100 bis 150 Euro mehr einplanen. Meine Universität hat ein paar Freizeitangebote angeboten, wie assoziatives Engagement, ein paar Sportkurse o. Ä. Ich habe das allerdings nicht in Anspruch genommen, weil meine Lieblingssportarten nicht dabei waren. Aufgrund meines sehr komplizierten und jede Woche unterschiedlichen Stundenplans war es mir auch kaum möglich, eine regelmäßige Aktivität zu betreiben. So bin ich in meiner Freizeit joggen gegangen, habe mit Freund_innen Ausflüge gemacht oder kulturelle Dinge unternommen. Paris bietet im kulturellen Bereich enorm viel von Museen, Musikfestivals, Jazzkonzerten, alternativen Angeboten (wie z. B. in den Grands Voisins) und und und. Da wird man nicht so schnell müde.

Studienfach: M.A. National and International Administration and Policy

Aufenthaltsdauer: 09/2017 - 02/2018

Gastuniversität: Institut Catholique de Paris

Gastland: Frankreich


Rückblick

Alles in allem war ich mit meinem Erasmussemester sehr zufrieden und es hat meine Erwartungen erfüllt. Mein oberstes Ziel war das akademische Programm gewesen, insofern war ich dazu bereit, viel während meines Erasmussemesters zu arbeiten. Wenn man allerdings ein ausgeglicheneres, lockeres Erasmussemester erleben möchte, sollte man sich nicht unbedingt eine französische Universität aussuchen, oder weniger Kurse belegen (wenn es bzgl. der ECTS möglich ist). Am ICP gibt es nur sehr wenige englischsprachige Kurse, d. h., dass man sich nur dafür entscheiden sollte, wenn man dazu bereit ist, viele Kurse auf Französisch zu besuchen.

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