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Damit Erfindungen nicht in den Schubladen bleiben

Luftbild der K-UTEC AG SALT TECHNOLOGIES in Sondershausen
Pilotversuch bei K-UTEC
Foto : K-UTEC AG
Die K-UTEC AG SALT TECHNOLOGIES in Sondershausen
Foto : Daniel Schneider
Pilotversuch bei K-UTEC in Thüringen: Ziel ist es, Lithium mit der Reinheit „Battery Grade“ herzustellen.

Hier der Bedarf der Wirtschaft, dort die Innovation aus der Wissenschaft: Dr. Ferenc Liebig von Potsdam Transfer erklärt im Interview, wie beides zueinander findet

Herr Dr. Liebig, Sie arbeiten als Innovationsmanager bei Potsdam Transfer, einer zentralen Einrichtung der Universität Potsdam, die sich auf die Fahnen geschrieben hat, Erkenntnisse aus der Forschung zügig in die Praxis zu überführen. Was ist Ihr Erfolgsrezept?

Wir versuchen, nicht nur punktuell, sondern langfristig und nachhaltig mit Unternehmen zusammenzuarbeiten, denn in einer engen Partnerschaft gelingt es oft besser, für Forschungs- und Entwicklungsprojekte gemeinsam Fördermittelmittel zu beantragen. Der Vorteil liegt auf der Hand: Unternehmen profitieren von der Expertise und der Ausstattung der Universität, die wiederum Zugang zu einem wesentlich reichhaltigeren Angebot an Förderprogrammen erhält. Damit steigt die Chance, dass Erfindungen nicht in den Schubladen bleiben, sondern über die Wirtschaftspartner in den Markt gelangen und einen direkten Mehrwert erzielen.

Was braucht es, um solche Partnerschaften eingehen zu können?

Das Vertrauen der einzelnen Akteure in das Projekt ist enorm wichtig. Im Gegensatz zu den Forschungseinrichtungen erhalten Unternehmen nämlich in solchen Gemeinschaftsprojekten keine hundertprozentige Förderung und tragen somit ein höheres Risiko bei der Umsetzbarkeit. Entscheidend jedoch ist, dass wir bei Potsdam Transfer die Bedarfe des Industriepartners genau kennen. Erst dann können wir die geeigneten Forschungsteams an der Universität suchen und klären, ob die Ziele realistisch sind und gemeinsam erreicht werden können.

Aktuell kooperieren Sie mit der K-UTEC AG SALT TECHNOLOGIES, einem renommierten Dienstleister für die Bergbau- und Rohstoffindustrie. Welcher Bedarf bestand hier?

Das Unternehmen war auf der Suche nach einer kosteneffizienten Lösung zur Detektion von Lithium im niedrigen Konzentrationsbereich. Das Problem ist, dass dort während der Produktion ständig Abfälle entstehen, die Lithium in sehr geringen Konzentrationen enthalten. Zum einen möchte man nichts von dem wertvollen Metall verlieren, zum anderen sollen die Abläufe so optimiert werden, dass sich künftig in den Abfällen kein Lithium mehr befindet. Ich habe mir zunächst bei K-UTEC in Sondershausen das gesamte Prozessverfahren angeschaut, um die Herausforderungen des bestehenden Systems besser zu verstehen. Im Anschluss diskutierten wir mögliche Lösungsansätze und benannten die konkreten Probleme. Mit diesem Wissen konnte ich dann an der Universität einen geeigneten Forschungspartner finden, und zwar die Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Michael Kumke in der Physikalischen Chemie.

Was genau kann die Arbeitsgruppe zur Lösung des Problems beitragen?

Es gibt dort sehr viel Erfahrung in der Analytik geologischer Proben, etwa für den Nachweis von Kupfer, aber auch bei der Exploration von Lagerstätten von Seltenen Erden oder der Detektion von Nährstoffen in Böden. In diesem konkreten Fall kommt die laserinduzierte Plasmaspektroskopie zum Einsatz, ein elementspezifisches optisches Analyseverfahren, mit dem sich die atomare Zusammensetzung gasförmiger, flüssiger oder fester Proben bestimmen lässt. Neben der Expertise der Forschungsgruppe brauchten wir für die Umsetzung des Projekts aber noch einen weiteren Praxispartner, um ein neues Gerät herzustellen. Mit der SECOPTA analytics GmbH in Teltow haben wir dann sehr schnell ein regionales Unternehmen gewinnen können.

Konnten Sie für dieses Projekt auch Fördermittel einwerben?

In der wirklich sehr fruchtbaren Kooperation hatten wir die Beantragung von Fördermitteln von Anfang an mitgedacht. Aufgrund der guten Erfahrungen der K-UTEC entschieden sich die Partner für die Deutsche Bundesstiftung Umwelt. Die Projektskizze wurde positiv begutachtet, sodass im Anschluss ein vollständiger Antrag für eine erste Durchführbarkeitsstudie mit einer Laufzeit von einem Jahr eingereicht werden konnte. Dazu gehörte neben einer ausführlicheren Kostenaufstellung natürlich auch die Darstellung wirtschaftlicher und technischer Risiken. Ohne das Fachwissen und das Engagement von Dr. Toralf Beitz aus der Physikalischen Chemie wäre das nicht möglich gewesen. Er wird sich jetzt auch um die Umsetzung des Projektes kümmern.

Wie geht es nach der Durchführbarkeitsstudie weiter?

Im besten Fall folgt ein drei Jahre dauerndes Forschungs- und Entwicklungsprojekt. Alle Beteiligten werden in der Studie versuchen nachzuweisen, dass der formulierte Lösungsansatz realistisch ist. Mit den dabei gewonnenen Erkenntnissen können dann die nächsten Schritte gegangen werden. Unser Ziel ist es, ein innovatives Gerät zur Lithium-Detektion herzustellen, das weltweit eingesetzt werden kann. Deshalb soll eine Erweiterung um zusätzliche Elemente abhängig von der Nachfrage potenzieller Anwender in Aussicht gestellt werden.

 

Dieser Text erschien im Universitätsmagazin Portal Transfer - 2024 (PDF).

Veröffentlicht

Online-Redaktion

Sabine Schwarz